Finderwille

Da Chris immer noch auf einem wackeligem Stuhl sitzt und die Rescuers sich noch immer ueberlegen ob er nicht besser eingeschlaefert werden soll da er ja in alte Verhaltenmuster fallen koennte. Ich find es einfach unmoeglich das man mir den Hund zum arbeiten gegeben hat, ich die Zeit reingesteckt hab und sie immer noch darueber nachdenken ihm die Spritze zu geben. Mama meinte das man ihn ja fuer Cadaver verwenden koennte. Das Problem dabei ist nur das er zwar den Beutetrieb hat, es ihm jedoch am Finderwillen fehlt. Ich hab ihn eine halbe Stunde getestet. Solange der Ball in Bewegung ist, ist das alles super und toll. Aber sobald man den Ball wirft, ihn warten laesst, dann ist er uninteressant, aber genau das ist es was er braeuchte, diesen Willen nach dem Ball zu suchen. Es gibt jedoch auch Hunde die eher nach dem Futter suchen als nach dem Ball, vielleicht koennte ich es ueber diesen Weg versuchen. Wenn sein Futtertrieb so gross ist, das er nach dem Futter sucht dann kann man das  auch nutzen. Ich selbst wuerde es zwar bevorzugen ueber den Ball zu gehen aber es gibt auch Hunde die so bekloppt nach Futter sind das man sie komplett ueber Futter ausbilden kann.
Fuer den Sport ist er mit seinen Eigenschaften aufjedenfall geschaffen. Ich wuerd sagen das er sich durchaus fuer den Schutzhunde Sport und French Ring eignet. Ist halt ein Mischling… aber wenn man da keinen Wert drauf legt ist das wurscht.

Wie bereits gesagt hat der Hund jedoch einen ueberdurchschnittlichen Futtertrieb. 

Ich wuerd sagen, mit dem Gesamtpaket kann man aufjedenfall arbeiten. Mal schauen wie weit wir kommen.

Suchtraining und Rehe

Die Rehe in dieser Umgebung haben so gar keine Scheu vor der Stadt, den Autos oder dem Menschen und hier gibts Rehwild wie Sand am Meer. 
Im Augenblick trainieren wir soviel wie moeglich da wir ja Ende des Monats unsere Pruefungen ablegen wollen. Auf der rechten Seite des Felds sahen wir zwei Rehe und drei Kitze. Als wir anhielten sind sie dann langsam im Unterholz verschwunden. Am Ende der Strasse warf ich Q. aus dem Auto damit er sich von der entgegengesetzten Richtung verstecken konnte. Ich fuhr auf halbem Weg zurueck, schnappte mir Indra, band ihr die Glocke um und ging zur anderen Seite des Felds. Als wir um das Gebuesch herumkamen, stand uns eine komplette Herde gegenueber und ich dachte mir nur “Ach du Schei…” 
Bei Indra stellten sich zwar die Nackenhaare auf, aber sie blieb ruhig. Sie stand ruhig da und beobachtete die Rehe. Ein paar Rehe hoben den Kopf, schauten uns mit ruhigem Blick an und dann verschwanden auch sie im Unterholz. In dem Moment als das letzte Reh verschwunden war, nahm ich Indra von der Leine und schickte sie mit einem “Search” ins Feld. 
Ich war mir 100% sicher das sie suchen und nicht dem Rehwild hinterherjagen wuerde.
Sie schoss, weitausgreifend, wie sie es immer macht, nach vorne. Es ist einfach herrlich sie in Aktion zu sehen. Sie ist so verdammt schnell, das ich es selbst kaum glauben kann. Schneller wie man es erwarten wuerde und sie hat einfach Spass an der Sache. 
Wie auch immer, die Rehe brachten sie nicht aus dem Konzept, nicht mal der Geruch, oder das die Rehe, vor ihren Augen, im Unterholz verschwanden, konnte sie von der Arbeit abbringen. Sie suchte nach Q. und dem Ball.
Wir fragen uns ja immer wieder wie die Hunde wohl reagieren, wenn sie ausser Sichtweite, auf Rehe, oder andere Tiere, treffen. Auch wenn man sich nie 100% sicher sein kann, Hund bleibt Hund, so kann ich doch sagen das fuer meinen Hund, die Suche bereits selbst zur Belohnung wird und der Ball einfach noch mal einen draufsetzt und sie nichts davon abhalten kann, den Helfer und damit auch den Ball, zu finden. Selbst wenn sie den Ball nicht sieht, oder der Helfer schon vor uns im Feld ist, so weis sie doch ganz genau was am Ende kommt und das ist auch gut so, dieser Trieb ist genau das was wir hier brauchen.

Pruefungs Plaene

Wir haben uns vorgenommen Ende September die ersten Pruefungen in Angriff zu nehmen. Auch wenn die Regulations sagen das man die ersten drei Pruefungen in keiner Bestimmten Order machen muss, so hat sich wohl eine Hausregel etabliert, nach der die HF’s zuerst die Trailpruefung machen, da die, die einfachste ist, danach die “Moving Subject” Pruefung und dann die 30 Acres Heavy Brush Pruefung in Angriff nehmen. 
Die ersten drei Pruefungen, laut Regeln, koennen, muessen jedoch nicht innerhalb des Teams abgelegt werden und falls man sie ausserhalb des Teams ablegt muss man dem K9 Coordinator kontaktieren. 
Wie auch immer, Indra ist durchaus in der Lage die Trailpruefung abzulegen, dichtes Unterholz sollte ebenfalls kein Problem sein. Moving Subject, haben wir bisher noch nicht gemacht aber sie ist gut ausgebildet von daher duerfte es da auch keine Probleme geben. Ich wuerde sogar sagen das sie bei der 40 Acres Nachtpruefung keine Probleme haben wird. 
Bei der 100 Acres Pruefung bin ich mir nicht sicher. Da muss der Hund bis zu drei Personen finden und die Suche kann sich wohl bis zu 6 Stunden (inkl. Unterbrechung) hinziehen. Da fehlt einfach noch die Ausdauer. 
Der Plan ist, die ersten drei Pruefungen noch dieses Jahr abzulegen und die anderen beiden fuer naechstes Jahr in Angriff zu nehmen. Evtl. sogar noch vor (oder eben nach) dem Sommer. 
Wie auch immer, wenn alles so funktioniert wie ich das gerne haette, dann legen wir die ersten drei oder zumindest die ersten beiden zwischen dem 29. September und dem 1. Oktober beim 2011 Comfed SAR Camp ab.
Da unser Trainer eine Pause einlegt und er der einzige ist der uns innerhalb des Teams testen koennte, hab ich die Organisatoren kontaktiert und nachgefragt ob es denn moeglich sei die ersten Pruefungen dort zu laufen. Sie meinten das es darauf ankommt wieviele grosse Pruefungen abgelegt werden aber die Trailpruefung sei relativ einfach zu organisieren von daher koennten sie mich wohl reinschieben.

Schaun wir mal. Wenn das nicht geht, koennen wir immerhin noch am Camp teilnehmen und lernen wie man Methlabs erkennt, weiterhin im “Opfer Verhalten” ausgebildet werden, die Hunde an Boote und  ATV’s gewoehnen, uns in der Leichensuche weiterbilden, den Agility Kurs belegen, auf Flaechensuche gehen etc. etc. etc.

Langweilig wirds da auf keinen Fall. Kann es schon kaum erwarten.

Ein Jahr…

Ich weis nicht so genau wie ich mich fuehlen soll. Wir hatten das pre-deployment briefing. Schaut so aus als sei ich eine der wenigen Frauen die hier bleiben wird. Alle anderen werden wohl fuer die Zeit nachhause ziehen. Fuer uns wuerde sich es einfach nicht lohnen. Wir haben das Haus, die Hunde, ich hab das SAR Team, da lohnt es sich einfach nicht die Sachen zu packen und wieder nach Deutschland zu ziehen. Nicht fuer ein Jahr. Auch wenn ein Jahr eine lange Zeit ist, so geht es doch recht schnell vorrueber. Wenn ich mir ueberlege das bereits neun Monate vergangen sind, dann frag ich mich wo die Zeit geblieben ist. 
Es geht alles sehr viel schneller wie man denkt und je aelter man wird, desto schneller vergeht die Zeit. Die Woche hat kaum angefangen, da ist sie auch schon wieder vorbei. Genauso verhaelt es sich mit einem Jahr. 
Mal ganz davon abgesehen das es uns wahnsinnig weit in der Ausbildung zurueckwerfen wuerde und ich auch nicht das Team haengen lassen will. Ein HF hat aufgehoert, die beiden anderen sind nie da. Das heisst also das wir, mehr oder weniger, nur noch zwei aktive sind. Wenn ich jetzt auch noch wegfalle dann bleibt nur noch meine Kollegin ohne die ich gar nicht erst im Team waere. 
Das SAR Team ist sehr viel groesser. Die Hunde sind nur ein kleiner Teil dessen was das Team ueberhaupt macht und es gibt mir einen gewissen Halt in der neuen Heimat. Ohne das Team haette ich es sehr viel schwerer gehabt mich hier einzuleben. Vor allem Connie ist eine tolle Freundin, genauso wie Chris, Bekah und Jessica. Ohne diese tollen Frauen waere ich hier regelrecht versauert und jede einzelne ist genauso Hundebekloppt wie ich. 
Gerade ueber die Hunde hab ich hier soviele tolle Leute kennengelernt und Indra bekommt hier eine riesige Aufmerksamkeit die man in Deutschland so nicht bekommt. Auch wenn ich mich manchmal aufregen koennte wenn die Leute ungefragt den Hund streicheln, so aendert sich das sobald man dem Hund ein Geschirr anzieht. Meist laeuft sie hier mit dem Julius K9 Geschirr durch die Gegend und hat auf beiden Seiten das Patch “Made in Germany”. Welches die meisten Leute zum lachen bringt. Das Indra eigentlich in Oesterreich gezuechtet wurde, interessiert keinen. Deutschland, Oesterreich…ist fuer so manchen sowieso das selbe. 😉
Hier gibt es viele Rollstuhlfahrer. Ich denke mal das so mancher ein Veteran ist und jedesmal wenn wir einen Rollstuhlfahrer passieren bleiben sie stehen und stellen allerlei Fragen und ob sie denn freundlich sei. Es ist schoen zu sehen wie die Gesichter aufleuchten und die Augen laecheln, waerend sie Indra streicheln und ein Gespraech fuehren koennen. 
Die erste Frage, die meist gestellt wird, ist ob sie denn wirklich reinrassig sei. Dann wird gesagt das sie ein wunderschoener Hund und so schoen dunkel sei. Dann kommt die Frage ob sie denn in irgendwas ausgebildet wird und es beginnt ein Gespraech ueber Rettungshunde. 
Spaeter, auf dem Farmers Market rannte ich in ein paar bekannte Gesichter vom lokalen AKC Club, der ebenfalls, eine Ausnahme fuer mich machte obwohl ich nie darum gebeten habe. Es geht dabei um die Mitgliedschaft und aus irgend einem Grund haben sie meine Mitgliedschaft sehr viel schneller bearbeitet wie ueblich. Dazu braucht man zwei Teilnahmen an einer oertlichen Sitzung. Ich war jedoch nur bei einer und seitdem an keiner anderen Sitzung mehr. 
Gestern bin ich dann in den Kassenwart gerannt und sie meinte dann nur das sie meine Mitgliedschaft unterschrieben haben weil sie mich eben moegen. Ich soll auch bei dem naechsten Agility Kurs mitmachen und wenn ich das Auto nicht haette koennte sie mich abholen. Sie wuerde auch einen neuen Pudel bekommen und sie wuerde gerne mehr ueber die deutschen Kommandos lernen da Pudel ja aus Deutschland kommen, auch wenn jeder meint sie kaemen aus Frankreich, Pudel seien Deutsch und deswegen will sie auf Deutsche Kommandos umstellen. 
Sie koennten auch eine andere Zahlungsweise fuer mich einrichten, das wenn ich eine Stunde verpasse, dann muesste ich eben nicht dafuer bezahlen. 
Die Leute sind hier wirklich nett und zuvorkommend. Ich denke auch das sehr viel mit Q. zu tun hat und das er in den Einsatz geht. Auch wenn ich keine Sonderbehandlung moechte und genaus zahlen werd wie jeder andere, so ist es schoen zu wissen das man die Unterstuetzung hat. Das macht vieles sehr viel einfacher.
Ein Jahr… das ist eine lange Zeit. Es wird zwar schnell vergehen aber nichts desto trotz kann sehr viel in einem Jahr passieren.
Wie auch immer, die Leute waren begeistert von Indra. Ihre riesigen Ohren sind die reinste Attraktion und viele finden es einfach zum knuddeln. An einem Punkt standen bis zu 7 Kinder, inkl. Erwachsene um uns herum und streichelten sie. Sie genoss regelrecht die Aufmerksamkeit und konnte gar nicht genug bekommen. Ich denke das sie ein wunderbarer Therapy Dog abgeben wuerde und bin am ueberlegen ob wir nicht einfach bei Therapy Dogs International die Pruefung ablegen sollen. Schaden kann es nicht.